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Die Unterschiede zwischen den Kältemittelarten für Kühlschränke verstehen

Moderne Kühlgeräte sind für die Lebensmittelkonservierung unerlässlich, doch Kältemittel wie R134a, R290, R404a, R600a und R507 unterscheiden sich deutlich in ihren Anwendungsbereichen. R290 wird häufig in Getränkekühlschränken verwendet, während R143a oft in kleinen Bierkühlschränken zum Einsatz kommt. R600a ist typischerweise Spezialgeräten für Gefrieranlagen vorbehalten.

Kältemittel sind das Lebenselixier von Kühlsystemen. Sie ermöglichen es Kühlschränken, Wärme aufzunehmen und die Innentemperatur niedrig zu halten. Allerdings sind nicht alle Kältemittel gleich – ihre chemische Zusammensetzung, Umweltverträglichkeit, Sicherheitsprofile und Leistung variieren erheblich. Für Verbraucher, Techniker und Fachleute in Europa und Nordamerika ist es daher unerlässlich, diese Unterschiede zu verstehen, insbesondere angesichts strenger gesetzlicher Vorgaben zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zum Schutz der Ozonschicht.

Anwendungsszenarien von Kältemitteln

Kernbewertungskriterien für Kältemittel

Bevor wir uns mit den einzelnen Typen befassen, ist es wichtig, die für Kühlschrankanwendungen wichtigsten Kennzahlen zu definieren. Diese Kriterien sind in der HLK-Branche (Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Kältetechnik) allgemein anerkannt und prägen regulatorische Entscheidungen weltweit:

  • ODP (Ozonabbaupotenzial): Ein Maß dafür, wie stark ein Stoff die Ozonschicht schädigt. Der Referenzwert ist R11 (ein inzwischen verbotenes Kältemittel) mit einem ODP-Wert von 1. Ein Wert von 0 bedeutet, dass das Kältemittel keine ozonschädigende Wirkung hat.
  • Treibhauspotenzial (GWP): Ein Maß für den Beitrag eines Stoffes zum Klimawandel über 100 Jahre im Vergleich zu Kohlendioxid (CO₂, GWP = 1). Niedrigere GWP-Werte werden in Regelungen wie der EU-F-Gas-Verordnung und der US-Umweltschutzbehörde EPA (SNAP – Significant New Alternatives Policy) priorisiert.
  • ASHRAE-Sicherheitsklassifizierung: Ein Standard (ASHRAE 34-2022), der Kältemittel nach Entflammbarkeit (Klasse 1: nicht entflammbar; Klasse 2L: leicht entflammbar; Klasse 2: entflammbar; Klasse 3: hochentflammbar) und Toxizität (Klasse A: geringe Toxizität; Klasse B: hohe Toxizität) einstuft. Die meisten Kältemittel für Kühlschränke fallen in die Klasse A.
  • Thermodynamische Leistung: Umfasst Kühlleistung (COP, oder Leistungskoeffizient, wobei höher = effizienter), Betriebsdruck (muss auf die Kompressorauslegung des Kühlschranks abgestimmt sein) und Temperaturbereich (geeignet für Kühlschränke mit mittlerer Temperatur oder Gefrierschränke mit niedriger Temperatur).
  • Kompatibilität: Funktioniert mit den Kompressorschmierstoffen (z. B. Mineralöl, POE-Öl) und Materialien (z. B. Dichtungen, Schläuche) des Kühlschranks, um Systemschäden zu vermeiden.

Einzelanalyse des Kältemittels

Jedes Kältemittel besitzt spezifische Stärken und Schwächen und eignet sich daher für bestimmte Anwendungsfälle – von Haushaltskühlschränken bis hin zu gewerblichen Gefrierschränken. Im Folgenden finden Sie eine detaillierte Übersicht der einzelnen Typen.

1. R134a (Tetrafluorethan)

Chemische Art: Reines Fluorkohlenwasserstoff (HFKW)

Wichtigste Spezifikationen:

  • ODP: 0 (ozonsicher)
  • GWP: 1.430 (gemäß Sechstem Sachstandsbericht des IPCC, 100-Jahres-Horizont)
  • ASHRAE-Sicherheitsklasse: A1 (nicht entflammbar, geringe Toxizität)
  • Betriebsdruck: Mittel (im Vergleich zu anderen Kältemitteln)
  • Kompatibilität: Funktioniert mit POE- (Polyolester) oder PAG- (Polyalkylenglykol) Schmierstoffen.

Leistung und Anwendungen:

R134a kam in den 1990er-Jahren als Ersatz für R12 (ein FCKW mit hohem Ozonabbaupotenzial, das heute durch das Montrealer Protokoll verboten ist) auf den Markt. Aufgrund seiner Nichtbrennbarkeit und der einfachen Integration in bestehende Systeme wurde es zum Standard in Haushaltskühlschränken, kleinen Getränkekühlern und tragbaren Kühlboxen. Seine Kühlleistung (COP) ist moderat – ausreichend für Standard-Kühlschranktemperaturen (2–8 °C im Kühlfach, -18 °C im Gefrierfach), aber geringer als die von natürlichen Kältemitteln wie R600a.

Regulierungs- und Umweltstatus:

Obwohl R134a ozonunschädlich ist, hat sein hohes Treibhauspotenzial (GWP) in Europa und Nordamerika zu Beschränkungen geführt. Gemäß der EU-F-Gas-Verordnung (EG Nr. 517/2014) wird die Verwendung von R134a in neuen Kühlgeräten seit 2020 schrittweise reduziert; weitere Reduzierungen sind geplant. Es ist in älteren Kühlschränken noch weit verbreitet, wird aber in neuen Modellen durch Alternativen mit niedrigem GWP ersetzt.

Herausforderungen: Hohes GWP schränkt die langfristige Wirtschaftlichkeit ein; geringere Effizienz als bei natürlichen Kältemitteln.

2. R600a (Isobutan)

Chemische Art: Reiner Kohlenwasserstoff (HC, ein „natürliches Kältemittel“, das aus Erdöl/Erdgas gewonnen wird)

Wichtigste Spezifikationen:

  • ODP: 0 (ozonsicher)
  • GWP: 3 (vernachlässigbare Klimawirkung – einer der niedrigsten verfügbaren Werte)
  • ASHRAE-Sicherheitsklasse: A3 (leicht entzündlich, geringe Toxizität)
  • Betriebsdruck: Niedrig (erfordert Kompressoren, die für Niederdrucksysteme ausgelegt sind)
  • Kompatibilität: Funktioniert mit Mineralöl- oder Alkylbenzol(AB)-Schmierstoffen (nicht POE/PAG).

Leistung und Anwendungen:

R600a ist heute das dominierende Kältemittel in modernen Haushaltskühlschränken in Europa und Nordamerika. Seine hohe Kühlleistung (COP 5–10 % höher als bei R134a) reduziert den Energieverbrauch und erfüllt die Standards des EU-Energielabels sowie des US-amerikanischen ENERGY STAR®. Dank seines niedrigen Treibhauspotenzials (GWP) entspricht es zudem vollständig den strengen Emissionsvorschriften.

Sicherheits- und Installationshinweise:

Die Entflammbarkeit ist die größte Herausforderung bei R600a. Um das Risiko zu minimieren, begrenzen die Hersteller die Füllmenge in Kühlschränken (typischerweise ≤ 150 Gramm) und verwenden explosionsgeschützte Bauteile (z. B. gekapselte Kompressoren, funkenfreie elektrische Teile). Techniker benötigen eine spezielle Schulung für den Umgang mit Leckagen, da konzentrierter R600a-Dampf entzündlich ist.

Herausforderungen: Hohe Entflammbarkeit erfordert sicherheitsorientierte Konstruktion und Handhabung; unverträglich mit POE/PAG-Ölen.

3. R290 (Propan)

Chemische Art: Reiner Kohlenwasserstoff (HC, natürliches Kältemittel)

Wichtigste Spezifikationen:

  • ODP: 0 (ozonsicher)
  • GWP: 3 (wie R600a, extrem geringe Klimabelastung)
  • ASHRAE-Sicherheitsklasse: A3 (leicht entzündlich, geringe Toxizität – etwas entzündlicher als R600a, mit geringerer Zündenergie)
  • Betriebsdruck: Mittel-niedrig (höher als R600a, niedriger als R134a)
  • Kompatibilität: Funktioniert mit Mineralöl oder AB-Schmierstoffen.

Leistung und Anwendungen:

R290 bietet eine außergewöhnliche Kühlleistung – sein COP ist 10–15 % höher als der von R134a, wodurch es sich ideal für energieeffiziente Kühlung eignet. Es wird in kleinen bis mittelgroßen Haushaltskühlschränken, Minikühlschränken und einigen gewerblichen Kühlvitrinen (wo die Füllmenge begrenzt ist) eingesetzt. In Regionen wie der EU wird es zunehmend als direkter Ersatz für R134a in neuen Modellen verwendet.

Sicherheits- und Regulierungsstatus:

Wie R600a erfordert auch R290 aufgrund seiner Entflammbarkeit strenge Sicherheitsmaßnahmen: Füllmengenbegrenzungen (≤ 150 Gramm für Haushaltskühlschränke), Leckageerkennungssysteme und nicht brennbare Materialien im Kühlschrankinnenraum. Es entspricht vollständig der EU-F-Gas-Verordnung und dem US-amerikanischen EPA SNAP-Programm; aufgrund seines niedrigen Treibhauspotenzials (GWP) sind keine schrittweise Reduzierungspläne vorgesehen.

Herausforderungen: Höhere Entflammbarkeit als R600a; erfordert strengere Sicherheitsprüfungen während der Herstellung.

4. R404a (Mischung aus R125, R134a, R143a)

Chemischer Typ: Nahezu azeotropes HFKW-Gemisch (mehrere HFKW, gemischt, um die Eigenschaften eines einzelnen Kältemittels nachzuahmen)

Wichtigste Spezifikationen:

  • ODP: 0 (ozonsicher)
  • GWP: 3.922 (extrem hoch – eines der klimaschädlichsten Kältemittel)
  • ASHRAE-Sicherheitsklasse: A1 (nicht entflammbar, geringe Toxizität)
  • Betriebsdruck: Hoch (optimiert für Niedertemperatursysteme)
  • Kompatibilität: Funktioniert mit POE-Schmiermitteln.

Leistung und Anwendungen:

R404a galt einst als Goldstandard für die gewerbliche Kältetechnik, darunter Kühlzellen, Supermarktkühlschränke und Industriekühlgeräte, die bei -20 °C bis -40 °C arbeiten. Seine hohe Kühlleistung und Stabilität bei niedrigen Temperaturen machten es ideal für diese Anwendungen.

Regulierungs- und Umweltstatus:

Aufgrund des extrem hohen Treibhauspotenzials (GWP) von R404a ist es in Europa und Nordamerika nahezu vollständig aus dem Verkehr gezogen worden. Gemäß der EU-F-Gas-Verordnung wurde seine Verwendung in Neugeräten 2020 verboten, und sein Import/Export ist stark eingeschränkt. In den USA hat die EPA R404a als „Stoff mit hohem GWP“ eingestuft und schreibt den Ersatz durch Alternativen mit niedrigem GWP (z. B. R452A, R513A) in neuen Systemen vor. Es ist noch in älteren gewerblichen Kühlschränken enthalten, wird aber durch Nachrüstungen schrittweise ersetzt.

Herausforderungen: Unerschwingliches Treibhauspotenzial; geringe Energieeffizienz im Vergleich zu modernen Alternativen; trägt erheblich zum Klimawandel bei.

5. R507 (Mischung aus R125 und R143a)

Chemischer Typ: Azeotropes HFKW-Gemisch (Gemische, die wie ein reines Kältemittel bei einer einzigen Temperatur sieden/kondensieren)

Wichtigste Spezifikationen:

  • ODP: 0 (ozonsicher)
  • GWP: 3.985 (nahezu identisch mit R404a, ultrahoch)
  • ASHRAE-Sicherheitsklasse: A1 (nicht entflammbar, geringe Toxizität)
  • Betriebsdruck: Hoch (etwas höher als bei R404a)
  • Kompatibilität: Funktioniert mit POE-Schmiermitteln.

Leistung und Anwendungen:

R507 ist eng mit R404a verwandt und wurde für gewerbliche Tiefkühlanlagen (z. B. Tiefkühltruhen, Kühltheken) entwickelt, in denen eine konstante Kühlung von -30 °C bis -50 °C erforderlich ist. Aufgrund seiner azeotropen Eigenschaften trennt es sich bei Leckagen nicht in seine Bestandteile, was die Wartung vereinfacht – ein Vorteil gegenüber nahezu azeotropen Gemischen wie R404a.

Regulierungs- und Umweltstatus:

Wie R404a hat auch R507 aufgrund seines hohen Treibhauspotenzials (GWP) strenge Regulierungen erfahren. Die EU-F-Gas-Verordnung verbot 2020 die Verwendung von R507 in neuen Geräten, und die US-Umweltschutzbehörde (EPA) stufte es im Rahmen des SNAP-Programms als „besorgniserregenden Stoff“ ein. In kommerziellen Anwendungen wird es durch Alternativen mit niedrigerem GWP wie R448A (GWP = 1.387) und R449A (GWP = 1.397) ersetzt.

Herausforderungen: Extrem hohes Treibhauspotenzial; keine langfristige Machbarkeit unter den globalen Emissionsvorschriften; beschränkt auf bestehende Systeme.

Die Preisentwicklung verschiedener Kältemittel variiert. Dies ist die Trendgrafik (Stand: Juni 2025):

Trenddiagramm

Vergleichende Übersicht über Kältemittel

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zwischen den fünf Kältemitteln zusammen und hebt deren Eignung für spezifische Anwendungsfälle hervor:

 

Kältemittel

Typ

ODP

GWP (100 Jahre)

ASHRAE-Klasse

Betriebsdruck

Typische Anwendung

Umweltkonformität (EU/USA)

Primäre Herausforderung

R134a

Reines HFKW

0

1.430

A1

Medium

Ältere Haushaltskühlschränke

Stufenweise reduziert; eingeschränkte Verfügbarkeit neuer Ausrüstung

Hohes Treibhauspotenzial; geringe Effizienz

R600a

Reines Kohlenwasserstoff

0

3

A3

Niedrig

Moderne Haushaltskühlschränke

Vollständig konform; keine schrittweise Reduzierung

Hohe Entflammbarkeit

R290

Reines Kohlenwasserstoff

0

3

A3

Mittel-niedrig

Energieeffiziente Haushaltskühlschränke

Vollständig konform; keine schrittweise Reduzierung

Höhere Entflammbarkeit als R600a

R404a

HFKW-Mischung

0

3.922

A1

Hoch

Ältere gewerbliche Gefrierschränke

In neuen Geräten verboten

Extrem hohes Treibhauspotenzial; Klimaauswirkungen

R507

HFKW-Mischung

0

3.985

A1

Hoch

Ältere Tiefkühltruhen

In neuen Geräten verboten

Extrem hohes Treibhauspotenzial; begrenzte Zukunft

Regulatorische Trends und Branchenveränderungen

Der globale Kältemittelmarkt wird von zwei übergeordneten Zielen bestimmt: der Eliminierung ozonschädigender Substanzen (für die meisten Kältemittel bereits erreicht) und der Reduzierung von Treibhausgasemissionen (derzeitiger Schwerpunkt). In Europa und Nordamerika beschleunigen regulatorische Vorgaben den Wechsel zu Kältemitteln mit niedrigem Treibhauspotenzial (GWP).

  • EU-F-Gas-Verordnung: Sie schreibt eine Reduzierung des HFKW-Verbrauchs um 79 % bis 2030 (gegenüber dem Niveau von 2015) vor und verbietet Kältemittel mit hohem GWP (GWP > 2.500) in neuen Kälteanlagen.
  • US EPA SNAP: Listet Kältemittel mit niedrigem GWP (z. B. R600a, R290, R452A) als „akzeptabel“ für die meisten Anwendungen auf und verbietet Optionen mit hohem GWP (z. B. R404a, R507) in neuen Systemen.

Für Verbraucher bedeutet dies:

  • Neue Haushaltskühlschränke werden fast ausschließlich mit R600a oder R290 betrieben (aufgrund ihres niedrigen GWP und ihrer hohen Effizienz).
  • Bei der gewerblichen Kältetechnik wird man künftig auf Kältemittelgemische mit niedrigem GWP (z. B. R448A, R454C) oder natürliche Kältemittel wie CO₂ (R744) für große Systeme umsteigen.
  • Ältere Kühlschränke, die die Kältemittel R134a, R404a oder R507 verwenden, müssen fachgerecht entsorgt oder nachgerüstet werden, um den Vorschriften zu entsprechen.

Die Wahl des richtigen Kältemittels für einen Kühlschrank hängt von der Abwägung vierer Faktoren ab: Umweltbelastung (ODP/GWP), Sicherheit (Entflammbarkeit/Toxizität), Leistung (Effizienz/Druck) und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Für die meisten modernen Anwendungen gilt:

  • R600a und R290 sind die beste Wahl für Haushaltskühlschränke, da sie ein extrem niedriges GWP und eine hohe Effizienz bieten (mit Sicherheitsmaßnahmen zur Vermeidung von Entflammbarkeit).
  • Die Kältemittel R404a und R507 sind für neue Systeme veraltet und werden nur noch in älteren gewerblichen Anlagen verwendet, bis diese nachgerüstet oder ersetzt werden.
  • R134a ist eine Übergangslösung und wird schrittweise durch natürliche Kältemittel ersetzt.

Mit zunehmend strengeren Vorschriften und fortschreitender Technologie wird die Branche weiterhin natürlichen Kältemitteln und Kältemittelgemischen mit niedrigem Treibhauspotenzial (GWP) Priorität einräumen, um langfristig effektive und nachhaltige Kältesysteme zu gewährleisten. Für Techniker und Verbraucher ist es daher entscheidend, über diese Unterschiede informiert zu sein, um verantwortungsvolle und gesetzeskonforme Entscheidungen treffen zu können.

Quellen: ASHRAE Handbook—Refrigeration (2021), IPCC Sixth Assessment Report (2022), EU F-Gas Regulation (EG Nr. 517/2014), US EPA SNAP Program (2023).


Veröffentlichungsdatum: 23. Oktober 2025 Aufrufe: